Feministisches Europa - Eine Wirtschafts- und Finanzpolitik, die den Menschen dient

Ich setze mich für ein feministisches Europa ein - und das hat viel mit Geld zu tun.


Bis in die 1970er Jahre durften Frauen in der Bundesrepublik in der Bundesrepublik - ohne Erlaubnis ihres Ehemanns -  keinen Beruf ergreifen, nicht ihr eigenes Geld verdienen, nicht mal ein eigenes Bankkonto eröffnen. Das erscheint heute unvorstellbar und das zeigt, wie viel wir erreicht haben. Ohne die vielen feministischen Vorkämpferinnen, auch aus unserer Partei, wie Petra Kelly, wäre das nicht gelungen.


Aber:  In Diskussionen um Frauenquoten oder Gender Pay Gap schwingt oft der Unterton mit: “Die wirtschaftliche Emanzipation von Frauen ist doch gelungen, Frauen können sich genau den gleichen Wohlstand erarbeiten, sie müssen nur wollen!” Ich sage: Wir sind noch lange nicht fertig. Wir leben noch nicht in einer Welt, in der Frauen ökonomisch alle Möglichkeiten offenstehen! 


Wenn man sich zum Beispiel die Vermögenswerte anschaut, fühlt es sich nicht an wie das Jahr 2023. Männer besitzen im Schnitt mehr als 30 Prozent mehr Vermögen als Frauen, belegt der Gender Wealth Gap. In anderen EU-Länder sieht es ähnlich schlecht aus. Frauen verfügen über weniger Rücklagen und damit Sicherheitspolster im Falle von Trennung, Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Sie sind erheblich öfter von Altersarmut bedroht, ganz besonders Alleinerziehende. Neben der ungleichen Verteilung von Vermögen zwischen den Geschlechtern, ist die ungleiche Verteilung zwischen Ost und West sowie die Konzentration von Vermögen an der Spitze der Gesellschaft ein ebenso großes gesellschaftliches Problem, dass unserer Demokratie schadet.


Frauen arbeiten härter für ihr Geld als Männer

All das liegt auch an den weiterhin sehr unterschiedlichen Erwerbsbiographien von Männern und Frauen. Jede zweite Frau in meinem Alter arbeitet, oft unfreiwillig, gar nicht oder nur in Teilzeit, um  Beruf und Familie oder Pflege zu vereinbaren. Das Ehegattensplitting setzt weitere Fehlanreize. 


Frauen arbeiten für weniger Lohn als Männer, selbst bei identischen Tätigkeiten. Dass sich Leistung lohnt, das gilt heute für viele Frauen  einfach immer noch nicht. Frauen arbeiten härter für ihr Geld als Männer. Und all das hat enorm negative Folgen für die Absicherung im Alter oder in schwierigen Lebenssituationen, in denen Frauen ökonomisch auf sich gestellt sind.


Frauen in der Wirtschaft stärken

Frauen sind für die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Wir brauchen sie als Unternehmerinnen, als Gründerinnen, als Führungs- und als Fachkräfte. Frauen stellen fast die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland. Sie sind bestens qualifiziert und arbeiten immer häufiger in Bereichen mit einem hohen Männeranteil und bilden als Selbstständige rund 100.000 junge Menschen aus. Und dennoch gibt es hier noch viel Luft nach oben, um die Rahmenbedingungen für erwerbstätige Frauen zu verbessern, besonders bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.


Viele Mütter gehen nur wenige Stunden am Tag einer bezahlten Arbeit nach, weil sie ihr Kind versorgen müssen. Viele Frauen würden gerne mehr arbeiten und ihr eigenes Geld verdienen, doch scheitern an zu wenigen Betreuungsmöglichkeiten. Alleinerziehende trifft es besonders hart. Und selbstständige Frauen stehen oft vor der Wahl: Führe ich meinen Betrieb weiter oder werde ich Mutter? Denn selbstständige Frauen erhalten im Mutterschutz kaum Unterstützung, um ihren Betrieb weiterführen zu können. Ein Blick in die EU-Nachbarländer zeigt: In Frankreich ist Kinderbetreuung selbstverständlich. In Schweden verdienen Frauen in den gleichen Berufen so viel wie Männer. Und Österreich unterstützt selbständige Mütter umfangreicher als wir das bisher in Deutschland tun, zum Beispiel mit einem Wochengeld und einer gesetzlichen Mutterschutzfrist. Hier können wir voneinander lernen und besser werden. Dafür will ich mich einsetzen und für die Umsetzung der EU-Richtlinie zu Mutterschutzleistungen für Selbstständige.


Ohne gute Löhne keine Gleichberechtigung

Das zeigt: Geld und Gerechtigkeit gehören zusammen. Echte Gerechtigkeit werden wir nur erreichen, wenn Geld fairer zwischen den Geschlechtern verteilt ist: angefangen bei Löhnen, über Vermögen, der Verteilung von öffentlichen Geldern im EU-Haushalt und bei EU-Förderprogrammen. 


Ich will mich daher für eine feministische Wirtschafts- und Finanzpolitik einsetzen. Auf EU-Ebene gibt es dafür einige Hebel, die wir für mehr Geschlechtergerechtigkeit umlegen können.


Ich habe mich selbst viel mit Geld, Wirtschaft und Finanzen beschäftigt. Als Finanzjournalistin, Strategiereferentin für den Landeshaushalt im Ministerbüro im Umweltministerium NRW, als Referentin beim Forum-Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, als wissenschaftliche Mitarbeiterin für den Sprecher für Haushaltspolitik der Fraktion von B90/Die Grünen im Bundestag, als BAG Europa Sprecherin. 


Ich möchte nun mein Wissen einbringen, um in Brüssel für mehr ökonomische Gerechtigkeit in ganz Europa zu kämpfen. Ich möchte, dass öffentliche Mittel besser priorisiert werden und dorthin fließen, wo sie gebraucht werden. Insbesondere müssen sie stärkere Gerechtigkeitswirkung für Frauen entfalten.


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